Delegationsreise nach Brasilien zeigt: Diese Partnerschaft hat Potenzial
26.11.2024
„Der Digitalisierungsstand und Servicegedanke sind sehr fortgeschritten und z. T. auf höchstem Niveau“: Brasilien und Bayern können voneinander profitieren, so das Fazit der äußerst gelungenen Delegationsreise im Oktober. Landwirtschaft, erneuerbaren Energien und Wasserstoff sind die Themen der Zukunft.
Sonntag, 13. Oktober, früher Vormittag: Voller Eindrücke landet die 26-köpfige Delegation aus Politik, Institutionen, Wirtschaft und Wissenschaft unter der Leitung von Staatssekretär Tobias Gotthardt wieder in Deutschland. Gerade ein paar Stunden vorher noch zapfte Tobias Gotthardt beim mittlerweile schon legendären São Paulo Oktoberfest das Bierfass an mit den Worten "Um brinde a uma Oktoberfest pacífica para todos - auf a friedliche Wiesn!" Währenddessen nützten die Delegationsteilnehmer die vertraute Umgebung zum Networking.
Hoher Grad an Digitalisierung und unbeschreiblicher Servicegedanke in Brasilien
Aber nun der Reihe nach. Die Delegationsreise in die größte Volkswirtschaft Südamerikas stand unter dem Motto: „Transforming Today for a Greener Tomorrow.“ Der Fokus der Reise lag auf der Digitalisierung in der Industrie, Umwelttechnologien (v.a. Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft) sowie erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff, für dessen Produktion die geographische Lage von Brasilien große Potenzial bietet. Innovation und Digitalisierung gelten in Brasilien als Schlüsselfaktoren. Die Regierung fördert aktiv Start-Ups und Forschungsprojekte und schnell wurde den Delegationsteilnehmern klar: „Der Digitalisierungsstand und Servicegedanke sind sehr fortgeschritten und z. T. auf höchstem Niveau“.
Ob Senai-Cimatec in Salvador oder ITAL - Forschung und Entwicklung als Innovationsmotor
Wie und woran Forscher in Brasilien arbeiten, wurde den Delegationsteilnehmern gleich am ersten Tag beim Besuch des renommierten Senai-Cimatec-Instituts in Salvador klar. Es gilt als eines der fortschrittlichsten Technologie- und Innovationszentren Brasiliens. Hier gehen innovative Forschungsarbeit, Ausbildung und das Finden von Lösungen für die Industrie Hand in Hand. Die Teilnehmer besuchten die unterschiedlichen Einrichtungen und hatten die Möglichkeit, in Pitches ihre eigenen Lösungen bzw. Produkte vorzustellen und Kontakte zu knüpfen. Wie H2-Tankstellen für Busse in der Praxis funktionieren und wie Dekarbonisierung mit Hilfe von Forschung gelingen kann, erfuhren die Teilnehmer der Delegation beim Besuch des Research Center for Greenhouse Gas Innovation In São Paulo. Im Instituto de Tecnologia de Alimentos (ITAL), das schon seit längerem mit dem Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) kooperiert, lernten die Teilnehmer innovative Ansätze für die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie kennen.
Spannend, emotional berührend und mit Aussicht auf neue Aufträge
„Wir brauchen Fachkräfte!“, sagt die Wirtschaft. „Wir brauchen Chancen!“, sagen sozial benachteiligte Jugendliche. Das von der Bayerischen Staatskanzlei geförderte Sozial- und Ausbildungsprojekt GOL versucht ein Matching und schafft damit eine Win-Win Situation für Wirtschaft und Gesellschaft. Auch wenn der Besuch kurz war: Viele Delegationsteilnehmer waren berührt, wie motiviert Jugendliche sind, wenn sie ihre Talente einsetzen können und die Chance eines Ausbildungsplatzes bekommen.
Die bayerische Delegation besuchte auch Sabesp, den führenden – mittlerweile privaten - Wasser- und Abwasseranbieter Brasiliens. Die Dimensionen sind gigantisch: 28,4 Millionen Menschen werden von Sabesp mit Wasser versorgt, weitere 25,2 Millionen profitieren von einer professionellen Abwasserentsorgung durch Sabesp. Das Unternehmen ist für rund 30 Prozent der Investitionen in die sanitäre Grundversorgung in Brasilien verantwortlich und plant in den nächsten Jahren 26,2 Mrd. $ zu investieren, um die Wassersicherheit zu erhöhen und die Abwasserreinigung zu verbessern. Für Bayern eröffnete sich hier die realistische Aussicht auf Aufträge bzw. Kooperationen im Bereich Wasser- und Abwassertechnologie.
Feiern, netzwerken und die eigenen Kompetenzen zeigen – Delegationsreisen als Bühne
Im Rahmen der Reise feierte die Delegation das 25-jährige Bestehen der bayerischen Repräsentanz in Brasilien, die als wichtige Anlaufstelle für bayerische Unternehmen fungiert: Ob beim Markteintritt oder bei der Unterstützung zum Aufbau strategisch wichtiger Partnerschaften. Sie ermöglichte u.a. auch ein Abendessen zum Erfahrungsaustausch mit Bayern in São Paulo, also Unternehmern, die den Schritt nach Südamerika schon gewagt haben.
Ein wichtiger Türöffner ist auch die Teilnahme an Konferenzen. So besuchte die Delegation den Hydrogen Dialogue Latam, auf dem Staatssekretär Gotthardt in seiner Eröffnungsrede Bayerns Rolle als Hochtechnologieproduzent und Abnehmer für grünen Wasserstoff aus Brasilien betonte.
Delegationsreisen als Türöffner – nicht nur für Bayern und Brasilien
Delegationsreisen bieten vieles: Punktgenaue Briefings durch die AHK, spannende Unternehmensbesuche, die richtigen Leute am richtigen Ort, wirtschaftliche Kooperationen und die Politik als Türöffner für neue Möglichkeiten. Die Bayerischen Unternehmer konnten in der Woche ein Gefühl für ihre brasilianischen Geschäftspartner entwickeln, potenzielle Felder der wirtschaftlichen Zusammenarbeit erkennen und die südamerikanischen Partner von der bayerischen Verlässlichkeit, Qualität und Handschlagmentalität überzeugen. Damit schließt sich wieder der Kreis zum Oktoberfest in São Paulo: Denn auch, wenn das angesichts der geographischen Lage zum brasilianischen Frühlingsbeginn stattfindet und nicht im Herbst wie bei uns: Bayern ist weltweit dahoam.
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Fotos Quelle: Bastian Brummer, StMWI