Von den bayerischen Seen in die japanischen Gärten: Bayerns neue Repräsentantin in Japan

24.08.2022

Susanne Schierok ist ab 1. September Bayerns neue Repräsentantin in Japan.

9329 Kilometer Luftlinie, gut 12 Stunden Flugzeit. Für jene, die mehr Zeit haben, bietet der Routenplaner an: 2400 Stunden zu Fuß für 12333 km Weg.  Mit dem Hinweis: „Die Route verläuft durch mehrere Länder. Informiere dich über Grenzbeschränkungen, bevor du dich auf den Weg machst.“

Grenzbeschränkungen, oft geht es auch um die Grenzen im Kopf. Japaner sind so, Deutsche so. „Dabei überwiegen die Gemeinsamkeiten“, sagt eine, die es wissen muss. Nämlich Susanne Schierok, die zukünftige Repräsentantin des Freistaats Bayern in Japan. „Beide Länder haben einen hohen Innovationsgrad, schätzen langfristige Beziehungen sowie Verbindlichkeit und stehen vor ähnlichen Herausforderungen im Wirtschaftskontext: Überalterung der Bevölkerung, Fachkräftemangel, die Digitalisierung und auch die geopolitischen Herausforderungen.“ Was Japan und Deutschland voneinander lernen können: „Wir Deutschen sind manchmal sehr ungeduldig. Wenn etwas nicht sofort funktioniert, dann suchen wir neue Lösungen. Japaner haben hier oft einen längeren Atem, verfolgen ein Ziel stringenter. Die höhere Risikobereitschaft, etwas einfach mal auszuprobieren ohne Angst, das Gesicht zu verlieren – das könnten die Japaner von uns Deutschen lernen“, meint Schierok.

 

Japan: Eine Faszination seit Kindertagen

Susanne Schierok kennt Bayern und Japan seit ihrer Kindheit. Schon mit 13 Jahren begleitete sie ihren Vater auf eine Reise in das Land der aufgehenden Sonne. Ein Erlebnis, das sie nachhaltig prägte. Neben ihrem BWL-Studium in Augsburg belegte sie am dortigen Sprachenzentrum Kurse in Japanisch, machte 2001 ein Praktikum in der Nähe von Osaka, später gefolgt von einem einjährigen Sprachstudium an der renommierten Waseda Universität in Tokio. Das und auch viele persönliche Beziehungen ermöglichten Susanne Schierok ein tiefes Verständnis der japanischen Kultur. Nach Abschluss ihres Studiums war sie für das japanische Austausch- und Unterrichtsprogramms JET in einer japanischen Kleinstadt tätig mit dem Ziel, das gegenseitige Verstehen zwischen Japan und Deutschland zu fördern. Zurück in Deutschland brachte Schierok ihre Expertise in einem kleinen japanischen Unternehmen in Augsburg ein, bevor sie zu Invest in Bavaria wechselte. Anfangs betreute sie japanische Firmen mit Ansiedlungsinteresse an Bayern, später war sie die Branchenzuständige für Life Sciences und legte den Fokus v.a. den asiatischen Markt und Australien. Vor gut einem Jahr übernahm sie bei Invest in Bavaria die Referatsleitung für Investorenbetreuung.

 

Ab 1. September 2022: Susanne Schierok wird neue Bayerische Repräsentantin in Japan

Susanne Schierok schätzt Bayern ungemein – die Seen, die Klassiker wie Weißbier und Brezn, aber auch die Gemütlichkeit der bayerischen Biergärten und natürlich die Beziehung zu vielen wertvollen Menschen. Doch es zieht sie wieder nach Japan. „Die japanischen Gärten, das Essen, die Kultur“, kommt sie ins Schwärmen, „und auch der pragmatische Umgang mit den Religionen“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu, um gleich eine kleine Anekdote zu erzählen. „Japaner nehmen sich von allen Religionen das beste heraus. Aus der christlichen Religion die Feiertage, von anderen Religionen die vielen Götter. Sie kaufen sich auch Briefchen mit Prophezeiungen. Sind diese gut, so werden sie stets in der Brieftasche getragen. Sind sie schlecht, so hängen sie sie an einen Baum, damit der Wind das schlechte Omen wegträgt.“

 

Kobe und mehr: Vernetzung von Anfang an

Schieroks erster Arbeitstag am 1. September fällt mit dem Start der International Industrial Messe in Kobe zusammen. „Eine gute Möglichkeit, gleich Kontakte zu knüpfen und das Generalkonsulat kennenzulernen,“ meint sie.

„Gerade in der derzeitigen Situation mit Vollbeschäftigung in Bayern muss man den Fokus richtig setzen. Strategisch wichtig sind unter anderem Branchen wie Augmented Reality, autonome Mobilität und auch additive Fertigung.“ Ihr Vorgehen: „Ich sehe mir die Bayerische Wirtschaft an, suche Lücken im Wertschöpfungsprozess und versuche gezielt, diese zu schließen. Oft sind es Start-Ups, die diese abdecken. Sie sind hochflexibel, innovativ und schnell. Etwas, das großen Unternehmen manchmal fehlt. Bayern punktet bei japanischen Start-Ups durch seinen B2B Schwerpunkt und auch durch die Bekanntheit beispielsweise durch Große Marken wie Audi und BMW und die dazugehörige BMW Start-Up Garage in Tokio.“

 

(Kalt)akquise in Japan - und das von einer Frau?

Egal, ob große Unternehmen, KMUs oder Start-Ups: In Kontakt kommen, sich Einlassen auf die japanische Kultur, sich langsam näherkommen. Denn Akquise in Japan braucht Zeit, reine Kaltakquise ist fast unmöglich. Vor allem dann, wenn auch noch der interkulturelle Aspekt hinzukommt. „Wirtschaftskommunikation in Japan funktioniert fast nur auf Augenhöhe, was fast gleichbedeutend ist wie in der gleichen Position zu sein. Auch das Geschlecht spielt hier durchaus eine Rolle“, meint Susanne Schierok und fügt hinzu: „Lange Zeit war das Geschäftsleben sehr stark von Männern dominiert, Frauen in Führungspositionen waren und sind die absolute Ausnahme. Dass eine Veränderung so tief verankerter Gepflogenheiten Zeit braucht, kennen wir ja auch aus Deutschland.“

Susanne Schierok kann mit ihrem Wissen über die japanische und bayerische Kultur und Arbeitswelt, ihrem achtsamen, offenen Zugehen auf Menschen, ihrem eigenen Netzwerk und dem, das ihr Vorgänger professionell aufgebaut und gepflegt hat, wohl schnell in Japan andocken. „Gemeinsamkeiten fördern, das Beste aus beiden Welten nützen und authentische, verlässliche Ansprechperson sein“, ist ihr Credo für ihre Tätigkeit.

9329 Kilometer Luftlinie. 12 Stunden Flugzeit. 2 Welten – unterschiedlich und eigentlich doch nicht so weit voneinander entfernt. Breze oder Sushi? Für Susanne Schierok ist klar: Beide Welten haben ihre ureigensten Qualitäten. Die nächsten 3 Jahre möchte sie eine Art Dolmetscherin sein: Zum Wohle der bayerischen und der japanischen Wirtschaft. 

Die Bayerische Repräsentanz in Japan hilft bei allen Fragen zum Markteinstieg und unterstützt beim Networking. Den Kontakt der Bayerischen Repräsentanz in Japan finden Sie hier.

Unser Angebot für den Markteinstieg in Japan finden Sie in unserer Veranstaltungsdatenbank hier. 

zur Übersicht