Nairobi - Der ostafrikanische Markt für Handwerkzeuge und Maschinenwerkzeuge ist relativ klein, wenig qualitätsbewusst und wird von Produkten der VR China dominiert. Der deutsche Exportumsatz ist bisher marginal. Dennoch sollte man um Ostafrika keinen Bogen machen. Es gibt durchaus tatsächliche oder potenzielle Großkunden mit Geld, die deutsche Technologie wertschätzen. Sie zu identifizieren ist nicht schwer.
Wer in Nairobi nach Handwerkzeug sucht, trifft zunächst auf ein aus deutscher Sicht mehr als bescheidenes Angebot. Von Fachgeschäften, wie man sie aus Deutschland kennt, kann keine Rede sein. Erst wer mit viel Geduld in das vom Verkehr verstopfte und verdreckte Industriegebiet von Nairobi eintaucht, findet mehr als 100 kleine Händler vornehmlich indischer Abstammung, die zusammen genommen fast jedes internationale Handwerkzeug und Maschinenwerkzeug anbieten können. Was nicht vorrätig ist, kann per Luftfracht beschafft werden.
Abgesehen von Mauritius ist die Lage in den anderen Staaten Ostafrikas nicht wesentlich anders. Wer neu auf dem Markt Fuß fassen will, hat es nicht einfach. Einen weiteren Lieferanten nimmt man nur ins Angebot, wenn das nicht mit Aufwand verbunden ist. Für die neuen Produkte zu werben, lohne sich nicht, heißt es, weil die Nachfrage limitiert sei und die Käufer fast nur auf den Preis schauten.
Es werden wohl noch viele Jahre vergehen, bis sich diese Einstellung ändert. Aber wer weiß: So wie der Einzug von großen Shopping Center und ausländischen Supermärkten den Lebensmittelmarkt in Ostafrika quasi über Nacht aufgemischt hat, so werden vielleicht eines Tages auch moderne Do-It-Yourself-Märkte und moderne ausländische Großhändler den Wandel bringen. Wenn man sich aber derzeit teure Technik aus Deutschland leistet, dann wegen des Prestiges. Oder man leistet sich Qualität, weil der ausländische Partner es so will: So wird zum Beispiel in einer offiziellen Toyota- oder Porsche-Werkstatt mit Sicherheit auch japanisches oder deutsches Werkzeug verwendet.
Geringe Importzahlen sollten nicht abschrecken
Die Importe ostafrikanischer Länder von Handwerkzeugen und Maschinenwerkzeugen sind im internationalen Vergleich eher gering. In Afrika südlich der Sahara gibt es eigentlich nur einen bedeutenden Markt: die Republik Südafrika, die 2014 für 367 Millionen US-Dollar Hand- und Maschinenwerkzeuge importierte. Die führenden ostafrikanischen Importländer Tansania, Kenia, Äthiopien, Uganda und Mauritius kamen 2013 zusammen nur auf 118 Millionen Dollar. Aber während der südafrikanische Markt tendenziell gesättigt erscheint, ist dies in Ostafrika nicht unbedingt so.
Tansania gilt beispielsweise als relativ wenig industrialisiert, ist aber im Kommen und kann zunehmend einfache Produkte selber herstellen. Das Land verfügt über immense Gasvorräte, die in den nächsten Jahren erschlossen und für den Aufbau der Volkswirtschaft genutzt werden sollen. Zudem hofft Tansania, in großem Umfang Gas verflüssigen und exportieren zu können. Ob es dazu kommt, ist allerdings noch fraglich und hängt von den Weltmärkten und dem Nachbarn Mosambik ab, der das Gleiche will und möglicherweise schneller ist.
Kenia war dagegen bis vor kurzem der einzige nennenswerte Industriestandort in Ostafrika, der mit seinen Produkten die Region beliefern konnte. Die kenianische Industrie aber schwächelt. Westliche Fachkräfte sind zudem nicht mehr willkommen - auch das kein Anreiz für ausländische Investoren.
Hoffnungsträger Äthiopien, Mauritius schert aus
Der große Hoffnungsträger in Ostafrika ist derweil Äthiopien, das mit neuen Mega-Kraftwerken, Eisen- und Autobahnen von sich reden macht. In ausgewählten Branchen sind ausländische Investoren mittlerweile willkommen und kommen auch in Scharen, wie in der Textil- und Lederindustrie. Beobachter glauben, dass es nur noch eine Frage von wenigen Jahren ist, bis auch andere Branchen geöffnet werden und die Industrialisierung des Landes voll durchstarten kann - wenngleich aktuell noch von geringem Niveau aus.
Das Binnenland Uganda ist derweil von einer nennenswerten Industrialisierung noch weit entfernt. Wer den offiziellen Verlautbarungen glaubt, der darf sich freuen: Schon bald gibt es eine neue Eisenbahn zum kenianischen Hafen Mombasa. An Plänen und Visionen fehlt es nicht, und schon in wenigen Jahren sollen Petro-Dollars das Land überschwemmen. Wer skeptischer Natur ist, sieht das alles noch nicht: Die neue Eisenbahn muss erst einmal Uganda erreichen und ob sie dann Kostenvorteile bringt, bleibt abzuwarten. Das Regime ist seit Jahrzehnten das Gleiche und eines der korruptesten Ostafrikas. Und das zweifellos vorhandene Öl kann erst fließen, wenn die internationalen Ölpreise steigen und einmal eine beheizbare Pipeline durch Kenia gebaut ist.
Ein gänzlich anderer Markt ist Mauritius: Das Land ist sehr klein und hat sehr wenig Industrie, ist dafür aber erstaunlich gut entwickelt und fortschrittlich. Als wohl eines von sehr wenigen Ländern in Subsahara weiß man auf der Insel Qualität zu schätzen. Und im Gegensatz zu den anderen Ländern Ostafrikas weiß man dort, dass nicht ein niedriger Verkaufspreis entscheidend ist, sondern die Kosten auf lange Sicht.
Auf Umwegen nach Ostafrika
Wenn es nach der Statistik des Statischen Bundesamtes geht, ist Deutschland bei Werkzeugen in Ostafrika nicht gut aufgestellt. Auf die Goldwaage sollten solche Zahlen allerdings nicht gelegt werden: Eine nennenswerte Zahl deutscher Waren erreicht Ostafrika mit dem Umweg über Händler in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) oder in Südafrika, was dann statistisch nicht als deutsche Exporte berücksichtigt wird. Vor allem kleinere ostafrikanische Händler fliegen gerne nach Dubai, füllen dort einen 20- oder 40-Fuß-Container mit Waren und lassen ihn in ihr Heimatland verschiffen.
Aber selbst diese Waren mit eingerechnet, ist Ostafrika kein echter Markt für Deutschland sondern, wenn überhaupt, nur eine Region mit einigen tatsächlichen und potenziellen Kunden. Diese zu benennen, dürfte angesichts der geringen Industrialisierung Ostafrikas eher leicht als schwer sein. Vielleicht lohnt es sich dann doch, diese zu beliefern.
Marktbearbeitung bietet sich von den VAE aus an
Die Nachfrager (Industrie, Händler, Einkaufsmärkte) gehören meist indisch-stämmigen Familien, die relativ gut informiert, aber auch extrem preis- und nicht qualitätsbewusst sind.
Bevorzugtes Reiseland für diesen Personenkreis sind die VAE, in die sie visa- und flugtechnisch problemlos reisen können. So gibt es von der kenianischen Hauptstadt Nairobi aus täglich sieben Direktflüge in die VAE, nach Deutschland aber erst ab Ende Oktober 2015 einen am Tag - und das nicht an jedem Tag. Wenn es zudem nach der Vergabepraxis von Visa geht, dann sind selbst kenianische Geschäftsleute in Deutschland eher nicht willkommen. Fazit: Deutsche Firmen, die Ostafrika bearbeiten wollen, sollten überlegen, ob sie dies von Dubai aus nicht besser können.
Nennenswerte Messen und Ausstellungen für die Werkzeugbranche gibt es in Ostafrika nicht. Wer sich über Neuheiten informieren möchte, reist zur "Hardware + Tools Middle East" nach Dubai. Nächster Termin: Juni 2016, Veranstalter: Messe Frankfurt Middle East GmbH.
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(Quelle: GTAI)